Wusstest du, dass fast die Hälfte aller Deutschen laut einer Studie der Frankfurter Goethe-Universität als chronisch krank gilt? Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass du mindestens eine Person in deinem Umfeld hast, die betroffen ist, ist ziemlich hoch. Aber mal ehrlich: Wie oft denken wir im Alltag wirklich darüber nach?
Chronische Krankheiten sind oft unsichtbar, verlaufen individuell und bleiben deshalb leicht unter dem Radar. Während manche Betroffene ihr Leben relativ normal gestalten können, beeinflusst die Krankheit andere so stark, dass ihr Alltag komplett auf den Kopf gestellt wird. Und das immer wieder – chronische Krankheiten sind keine „Einmal-und-weg“-Sache. Medikamente, Arztbesuche, Schübe – all das gehört für Betroffene dazu.
Besonders schwierig wird’s, wenn die Krankheit niemandem auffällt. Nicht gesehen zu werden oder Rücksicht zu erfahren, kann ziemlich an die Psyche gehen. Kein Wunder, dass chronisch Kranke ein erhöhtes Risiko haben, zusätzlich an Depressionen oder Angststörungen zu erkranken – etwa 40 % trifft das. Aber auch ohne psychische Erkrankung: Scham- und Schuldgefühle entstehen schnell, wenn man sich beim einem gemeinsamen Aufräumtag oder alltäglichen Haushaltsaufgaben ständig abmelden muss, und die anderen vielleicht nicht mal wissen, warum.
Wenn jemand in der Gemeinschaft chronisch krank ist, reicht es nicht, das einmal anzusprechen und dann nie wieder. Chronische Krankheiten sind dynamisch, verändern sich mit der Zeit und kommen oft in Schüben. Was heute funktioniert, kann morgen schon wieder schwierig sein.
Was also tun? Es braucht Strukturen, die Platz schaffen – für offene Gespräche, Verständnis und Unterstützung. Und hier mal eine wichtige Sache: Die Verantwortung dafür liegt nicht allein bei den Betroffenen. Klar, offen über die Krankheit zu sprechen, ist ein wichtiger erster Schritt. Aber seien wir ehrlich: Wer sowieso schon von Schmerzen, Müdigkeit oder Arztterminen geplagt ist, hat oft einfach keine Energie, auch noch die perfekte Lösung für alle zu finden. Deshalb: Macht das Thema zu einem gemeinsamen.
In einer Gemeinschaft Strukturen zu etablieren, die alle einbeziehen, ist eine Win-win-Situation. Denn egal, ob jemand mit einer chronischen Krankheit lebt, mal das Bein bricht oder in einer schwierigen Lebensphase steckt – inklusive Systeme helfen allen.
Wenn du selbst betroffen bist, ist es manchmal schwer, das Thema anzusprechen. Vielleicht helfen dir diese Fragen, um dir selbst Klarheit zu verschaffen:
Am Ende geht es darum, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, in dem jede*r so angenommen wird, wie er oder sie ist – mit allen Stärken, Schwächen und Herausforderungen. Strukturen, die chronische Krankheiten berücksichtigen, sind eine echte Bereicherung. Sie schaffen nicht nur Raum für Betroffene, sondern auch für alle anderen, die vielleicht mal eine schwierige Phase durchmachen.
Also: Redet offen, denkt mit und gestaltet eure Gemeinschaft so, dass sich alle aufgehoben fühlen. Wer weiß, vielleicht brauchst du diese Strukturen irgendwann selbst.