Leben in Gemeinschaft

Mehrsprachigkeit in der WG

Geschrieben von Lia Stöffler | 15. January 2025

Worauf du achten solltest, wenn ihr fremdsprachige Mitbewohner in die Gemeinschaft integrieren wollt.

Eine entscheidende Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben ist die Kommunikation. Besonders spannend wird es, wenn ein potenzielles neues Mitglied der WG die bisherige gemeinsame Sprache nicht spricht. Hier möchten ich dir Entscheidungshilfen an die Hand geben, um abzuwägen, ob und wie das für eure WG funktionieren kann.

1. Wie gut funktioniert die Kommunikation in eurer WG bisher?

Der erste Schritt ist, ehrlich zu analysieren, wie gut die Kommunikation in eurer WG aktuell läuft. Seid ihr es gewohnt, offene Gespräche zu führen? Gibt es klare Absprachen und Routinen? Wenn eure Kommunikation bereits gut strukturiert ist, könnte die Herausforderung, eine neue Sprache einzubringen, leichter bewältigt werden.

Solltet ihr jedoch feststellen, dass es schon jetzt Missverständnisse oder unklare Verantwortlichkeiten gibt, wird die Sprachbarriere diese Schwierigkeiten wahrscheinlich verstärken. Hier könnte es sinnvoll sein, zuerst an eurer internen Kommunikation zu arbeiten, bevor ihr eine sprachliche Veränderung wagt.

2. Die Rolle der bisherigen gemeinsamen Sprache

Viele denken, es sei eine einfache Lösung, einfach auf Englisch zu wechseln, wenn ein neues WG-Mitglied kein Deutsch spricht. Doch das ist oft unrealistisch – besonders wenn die meisten von euch Deutsch als Muttersprache sprechen. Für viele Menschen ist es anstrengend, alltägliche Diskussionen oder emotionale Themen in einer Fremdsprache zu führen. Die Dynamik, Spontanität und Tiefe von Gesprächen kann darunter leiden.

Auch wenn die Kommunikation bisher immer sehr tief und persönlich ist, macht euch bewusst, dass es schwierig sein kann, dieses Level auf einer anderen Sprache zu halten. Modi, um Gefühle in der eigenen Muttersprache äußern zu können, wenn es emotional oder stressig ist, können super wertvoll sein. Dafür muss es allerdings (fast) immer mehr als nur eine Person geben, die diese Sprache gut spricht, mehr dazu bei Punkt 4.

Ausnahmen gibt es natürlich: Wenn in eurer WG ohnehin schon verschiedene Sprachen gesprochen werden oder Englisch bereits als gemeinsame Sprache etabliert ist, fällt der Wechsel leichter. Entscheidend ist, dass alle sich wohl und eingebunden fühlen – auch langfristig.

3. Einstellung der neuen Person

Ebenso wichtig wie eure eigene Einstellung ist die Haltung der Person, die neu einzieht. Ist sie bereit, die gemeinsame Sprache (in diesem Fall Deutsch) zu lernen? Zeigt sie Interesse daran, sich aktiv in die bestehende WG-Dynamik einzubringen?

Eine Person, die sich bemüht, zumindest grundlegende Sprachkenntnisse zu erwerben, signalisiert Respekt und Engagement – Eigenschaften, die für das Zusammenleben essenziell sind. Andererseits kann es frustrierend sein, wenn die neue Person keinerlei Anstrengung unternimmt, sich anzupassen, und stattdessen erwartet, dass ihr euch komplett auf sie einstellt.

4. Praktische Überlegungen und Kompromisse

Falls ihr euch entscheidet, jemanden aufzunehmen, der die gemeinsame Sprache nicht spricht, könnt ihr einige praktische Ansätze verfolgen:

  • Klare Absprachen: Legt fest, welche Sprache in welchen Situationen gesprochen wird. Zum Beispiel könnte Englisch bei WG-Meetings Vorrang haben damit alle alles verstehen können, während bei privaten Gesprächen Flexibilität herrscht.
  • Unterstützung beim Spracherwerb: Helft der neuen Person, Sprachkurse zu finden oder bietet an, ab und zu mit ihr üben.
  • Visualisierung: Nutzt Tools wie Whiteboards oder gemeinsame Apps, um To-Dos und wichtige Informationen auch visuell festzuhalten und die Möglichkeit den INhalt auf einem zweiten Kanal zu erfassen.
  • Technische Hilfsmittel: Nutzt Übersetzer-Apps, um Chat-Verläufe einfach zu übersetzen, oder Apps zum Simultanübersetzen in WG-Meetings. Das gibt ein bisschen "Wetten, dass..."-Flair ins Plenum – aber im guten Sinne von dem "Wetten, dass..." aus meiner Kindheit und nicht den neuesten Verwirrungen von Tommy Gottschalk.

Realistische Erwartungen setzen

Zuletzt ist es wichtig, realistisch zu bleiben. Ein Wechsel der Sprachgewohnheiten innerhalb einer WG ist nicht nur eine Frage der Bereitschaft, sondern auch der Machbarkeit. Wenn ihr euch dazu entscheidet, diese Herausforderung anzugehen, solltet ihr Geduld und Flexibilität mitbringen – von allen Seiten.

Wenn ihr jedoch merkt, dass der Aufwand die Vorteile überwiegt oder dass sich jemand in der WG langfristig unwohl fühlt, ist es kein Scheitern, die Entscheidung zu revidieren. Der Schlüssel liegt darin, ehrlich und respektvoll miteinander umzugehen.

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