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10 Design-Prinzipien für echte Zugehörigkeit

Basierend auf den Ideen des Othering & Belonging Institute (OBI)

Die Welt verändert sich ständig, und überall suchen Menschen nach Wegen, wie wir gerechte, faire und inklusive Gemeinschaften und Institutionen schaffen können – Orte, an denen jeder willkommen ist. Das ist nicht gerade einfach, vor allem, wenn man versucht, die Spaltung, die uns oft voneinander trennt, nicht noch größer zu machen.

Das Othering & Belonging Institute hat ein besonderes Konzept entwickelt, das dabei hilft, Ungleichheit und Ausgrenzung abzubauen. Es geht dabei nicht nur darum, bestehende Systeme zu verbessern, sondern auch darum, komplett neue Strukturen zu schaffen, die wirklich für alle funktionieren. Zugehörigkeit bedeutet: Wir hören auf, gegeneinander zu arbeiten, und fangen an, gemeinsam etwas Neues aufzubauen.

Das klingt groß, oder? Und ja, Zugehörigkeit ist eine große Sache. Aber sie ist auch flexibel und anpassbar, was sie so stark macht. Es ist nicht nur ein Gefühl oder ein netter Spruch, sondern ein Konzept, das auf Erkenntnissen aus Soziologie, Psychologie, Recht, Neurowissenschaften und vielem mehr basiert. Gleichzeitig greifen die Ideen auch auf die Erfahrungen von Community-Buildern, Künstlern und Geschichtenerzählern zurück.

Zugehörigkeit ist so kraftvoll, weil sie uns einen klaren Weg zeigt: Sie hilft uns, die Art von Welt zu gestalten, in der wir leben wollen – eine, die lebendig, gesund und verbunden ist. Eine Welt, in der jeder die Möglichkeit hat, aktiv mitzugestalten.

Was ist eigentlich Zugehörigkeit?

Das OBI sieht Zugehörigkeit als das Gegenstück zu „Othering“. Othering bedeutet, dass Menschen aufgrund ihrer Identität entmenschlicht werden – und daraus entsteht Ungleichheit. Das Problem ist, dass solche Ausgrenzung oft tief in unseren Systemen verankert ist und weiterläuft, selbst wenn niemand absichtlich ausgrenzt. Zugehörigkeit geht einen Schritt weiter: Es reicht nicht, „alle reinzulassen“. Es bedeutet, Strukturen so zu verändern, dass jede*r von Anfang an dazugehört.

Die 10 Design Prinzipien für Zugehörigkeit

1. Othering ist die Wurzel des Problem

Jede Gesellschaft hat Gruppen, die bevorzugt werden, während andere ausgegrenzt sind. Diese Hierarchien wirken oft „normal“, sind aber bewusst gemacht, um Trennungen zu schaffen. Die Lösung? Nicht mehr Ausgrenzung – und auch kein „Wir sind alle gleich“-Ansatz, der Unterschiede ignoriert. Die Lösung heißt Zugehörigkeit.

2. Jeder gehört dazu

Oft läuft es bei Befreiungsbewegungen darauf hinaus, dass eine marginalisierte Gruppe einfach durch eine andere ersetzt wird – und so geht der Kreislauf des Ausgrenzens weiter. Die Definition des OBI von Zugehörigkeit bricht mit diesem Muster, weil sie wirklich ALLE einschließt. Ein Ort, an dem Zugehörigkeit herrscht, ist keiner, wo nur bestimmte Gruppen willkommen sind, während andere ausgeschlossen werden. Das mag für manche ein großer Schritt sein, aber es ist essenziell, eine universelle positive Haltung gegenüber allen Mitgliedern einer Gemeinschaft einzunehmen. Dabei ist klar: Das heißt nicht, dass jemand das Recht hat, anderen zu schaden oder sie zu unterdrücken.

3. Strukturelle Veränderungen stehen im Mittelpunkt

Wenn es darum geht, Zugehörigkeit zu schaffen, geht es nicht nur darum, wie wir miteinander umgehen – es geht auch immer darum, Strukturen zu verändern. Denn oft sind es die Strukturen, die Ausgrenzung am Leben halten, unabhängig davon, welche Einstellungen oder Identitäten die Menschen haben, die diese Strukturen aufrechterhalten.

4. Machtverhältnisse anerkennen

Macht beeinflusst alles – von der Aufgabenverteilung über Geschichten bis zu Beziehungen. Zugehörigkeit bedeutet, diese Machtunterschiede anzusprechen und zu ändern, wo nötig. Das kann auch beinhalten, vergangenes Unrecht anzuerkennen und gemeinsam voranzugehen.

5. Eigenverantwortung und Ko-Kreation fördern

Damit Zugehörigkeit wirklich funktioniert, muss jeder die Chance haben, mitzumachen. Das heißt: Alle sollten Möglichkeiten haben, Verantwortung zu übernehmen, ohne dass die Bedürfnisse einer Person über die der Gruppe gestellt werden. Es muss Wege geben, wie alle gehört werden, und klare Regeln dafür, wann und wie man gemeinsam Räume oder Projekte gestalten kann – und wie weit diese Mitgestaltung geht. Am Ende geht’s darum, dass jeder Teil des Prozesses sein kann und sich nicht nur mitgenommen, sondern auch wirklich beteiligt fühlt.

6. Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Zugehörigkeit entsteht durch Mitgestaltung. Das bedeutet, dass jeder Verantwortung dafür übernehmen muss, dass das Ganze funktioniert. Dazu gehört auch, sich selbst bewusst zu sein: Wie verhalte ich mich? Wie reagiere ich auf andere? Was trage ich dazu bei, dass Strukturen inklusiver werden – auch außerhalb konkreter Projekte?

Am Ende sind wir alle gefragt, voneinander zu lernen und gemeinsam zu wachsen. Zugehörigkeit heißt nicht nur, dazuzugehören, sondern auch aktiv daran mitzuwirken, dass andere es können.

Wenn du dich selbst besser kennenlernen möchtest, dann schau doch mal hier vorbei.

7. Vielfalt feiern

Zugehörigkeit heißt nicht, dass alle gleich sein müssen. Wir alle haben unterschiedliche Geschichten, Gemeinschaften, Bedürfnisse und Wege, uns in der Welt zu zeigen. Forschung hat gezeigt, dass Vielfalt zu besseren Lösungen und mehr Kreativität führt – wir sind besser, wenn wir vielfältig sind. Zugehörigkeit bedeutet, dass all diese Unterschiede wertgeschätzt und respektiert werden. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass verschiedene Gruppen, oft mit einer langen Historie an Diskriminierungserfahrungen, unterschiedliche Arten von Unterstützung brauchen, um einen fairen und inklusiven Raum der Zugehörigkeit zu schaffen.

Das gilt zum Beispiel auch für Menschen mit chronischen Krankheiten. In diesem Beitrag habe ich darüber geschrieben, wie man mit dem Thema Chronische Krankheit in Gemeinschaften umgehen kann.

8. Identitäten sind komplex

Niemand ist nur eine einzige Sache. Wir alle tragen verschiedene Interessen, Identitäten und Beziehungen zur Macht in uns. Wenn wir andere auf eine einzige Identität reduzieren, nehmen wir ihnen die Komplexität ihrer Erfahrung. Wenn wir aber die Vielfalt anerkennen, bedeutet auch, dass wir immer Gemeinsamkeiten finden können, weil keine Identität nur eine ist. Identitäten sind fließend, komplex und entwickeln sich ständig weiter – sie sind nicht starr oder festgelegt. Zugehörigkeit fordert uns auf, neugierig und mit Respekt auf die Vielfalt von Identitäten zuzugehen und Verbindungen zu schaffen.

9. Beziehungen stehen im Mittelpunkt

Da wir alle miteinander verbunden sind, spielen Beziehungen eine zentrale Rolle bei der Schaffung von Orten der Zugehörigkeit. Schwierige Momente oder Konflikte sind unvermeidlich, aber wir können sie überwinden, wenn wir in Beziehungen verwurzelt sind. An Orten der Zugehörigkeit üben wir unsere Fähigkeit, Brücken zu bauen – das heißt, wir lernen, einander mit Neugier und der Bereitschaft, uns verändern zu lassen, zu begegnen, statt uns voneinander zu entfernen. Ohne starke Beziehungen gibt es keine Zugehörigkeit. Konflikte und schwierige Momente sind normal, aber wir können sie überwinden, wenn wir auf Beziehungen aufbauen und bereit sind, voneinander zu lernen.

10. Alles ist miteinander verbunden

Was wir tun, beeinflusst andere – ob wir es merken oder nicht. Das Prinzip der Vernetzung hilft uns zu verstehen, wie viel Macht jeder Einzelne hat, um die Welt um uns herum zu verbessern oder zu verschlechtern. Da wir als Menschen für Beziehungen geschaffen sind und in ihnen leben, basieren sowohl unsere Probleme als auch die Lösungen darauf, wie wir miteinander verbunden sind. Unsere Handlungen wirken sich auf das größere Ganze aus, und echte Veränderungen entstehen, wenn wir diese Verbindungen aktiv fördern.

 

Diese Prinzipien sind ein Kompass, aber sie  müssen an die eigene Situation und Kultur angepasst werden – experimentiere damit und schau, was funktioniert.