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Hofgemeinschaft ohne Startkapital: 3 Finanzierungsmöglichkeiten

Gemeinschaftliches Leben auf dem Land. Morgens noch vor dem Frühstück die glücklichen Hühner füttern und das ganze Jahr über die kleinen Schätze aus dem Garten ernten. Aber wie kann man so eine Immobilie finanzieren, wenn man nicht gerade ein Vermögen geerbt hat oder nach Lettland auswandern will? Das ganze muss kein Traum bleiben, hier meine 3 Tipps zur Immobilienfinanzierung für Hofgemeinschaften.

Kulturland Stiftung

Finanzierungsart: Pacht von der Genossenschaft
Vorraussetzung: Landwirtschaftlicher Betrieb

Die Kulturland eG bietet eine Möglichkeit, Höfe gemeinschaftlich zu erwerben und langfristig landwirtschaftlich und ökologisch nachhaltig zu nutzen. Um einen Hof mit der Unterstützung der Kulturland eG zu kaufen, können Interessierte (beispielsweise eine Hofgemeinschaft oder ein Verein) sich mit ihrem Konzept an die Genossenschaft wenden. Die Kulturland eG erwirbt das Grundstück und verpachtet es an die Gemeinschaft, die es nachhaltig bewirtschaften möchte.

Der Prozess läuft in mehreren Schritten ab:

  1. Konzept und Partnerschaft: Interessierte entwickeln ein landwirtschaftliches Konzept, das ökologische und gemeinschaftliche Werte widerspiegelt. Die Kulturland eG prüft, ob dieses Konzept zu ihren Grundsätzen passt.

  2. Finanzierung durch Genossenschaftsanteile: Die Kulturland eG finanziert den Kauf durch Genossenschaftsanteile, die von Unterstützern und der Gemeinschaft erworben werden. Die Hofgemeinschaft kann selbst Anteile erwerben oder durch Öffentlichkeitsarbeit weitere Unterstützer gewinnen.

  3. Langfristige Pacht: Nach dem Kauf des Hofes schließt die Gemeinschaft mit der Kulturland eG einen langfristigen Pachtvertrag ab, der es ihnen ermöglicht, den Hof nachhaltig zu bewirtschaften und gleichzeitig den Boden langfristig der Spekulation zu entziehen.

Dieser Ansatz macht es möglich, Land in gemeinschaftliches Eigentum zu überführen und landwirtschaftliche Flächen dauerhaft für ökologische Nutzung zu sichern.

GLS Bank

Finanzierungsart: Kredit und Fördergelder
Vorraussetzung: sozial-ökologische Nachhaltigkeit

Die GLS Bank unterstützt Initiativen, die einen Hof kaufen und ökologisch sowie gemeinschaftlich bewirtschaften möchten, durch spezielle Finanzierungsangebote und Beratungsleistungen. Der Erwerb eines Hofes mit der GLS Bank läuft in mehreren Schritten ab und kombiniert Finanzierung, Beratung und nachhaltige Ausrichtung:

  1. Projektentwicklung und Beratung: Die GLS Bank begleitet die Hofgemeinschaft von Anfang an mit Beratung zur Projektentwicklung und prüft das Konzept auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Gemeinsam wird ein Finanzierungsplan erstellt, der zur Vision der Gemeinschaft passt.

  2. Finanzierung durch Kredite und Förderungen: Die GLS Bank bietet spezielle Kredite für nachhaltige Landwirtschaftsprojekte und unterstützt die Gemeinschaft, Fördermittel zu beantragen. Oft wird auch die Möglichkeit geprüft, weitere Investoren aus dem Umfeld der GLS Bank für das Projekt zu gewinnen.

  3. Langfristige Zusammenarbeit: Nach dem Kauf des Hofes bleibt die GLS Bank als Partnerin an der Seite der Gemeinschaft und berät in finanziellen Fragen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Stabilität und die nachhaltige Bewirtschaftung des Hofes zu sichern.

Durch die GLS Bank erhalten Hofgemeinschaften nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch ein starkes Netzwerk und Know-how für einen langfristig erfolgreichen und ökologischen Betrieb.

Genossenschaft gründen

Finanzierungsart: Genossenschaftsanteile
Vorraussetzung: frei ausgestaltbar

Die Gründung einer eigenen Genossenschaft bietet einer Hofgemeinschaft die Möglichkeit, Land gemeinschaftlich zu erwerben und nachhaltig zu bewirtschaften. Dieser Prozess erfordert Planung und Engagement, schafft aber langfristig ein stabiles Fundament für gemeinschaftliches Eigentum und ökologische Landwirtschaft. Der Ablauf gliedert sich in mehrere Schritte:

  1. Planung und Konzeptentwicklung: Die zukünftige Genossenschaft erarbeitet ein detailliertes Konzept, das den Zweck der Gemeinschaft, ihre Werte und die ökologische Ausrichtung des Hofprojekts beschreibt. Dies dient als Basis für die Statuten und das Gründungskapital.

  2. Gründung und Eintragung der Genossenschaft: Die Hofgemeinschaft gründet die Genossenschaft und meldet sie offiziell beim Genossenschaftsregister an. Hierbei kann die Unterstützung durch Berater*innen oder Genossenschaftsverbände hilfreich sein, die bei rechtlichen und organisatorischen Fragen zur Seite stehen.

  3. Mitgliedergewinnung und Finanzierung: Die Genossenschaft wirbt Mitglieder und sammelt Genossenschaftsanteile, die das notwendige Kapital für den Kauf und Betrieb des Hofes bereitstellen. Oft werden Unterstützer*innen aus dem Umfeld oder der Region angesprochen, um die Genossenschaft zu stärken und das Projekt zu finanzieren.

  4. Langfristiger gemeinschaftlicher Betrieb: Nach dem Kauf des Hofes sorgt die Genossenschaft für einen transparenten und demokratischen Betrieb. Alle Mitglieder haben Mitspracherecht, wodurch Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. So kann der Hof langfristig und nachhaltig im Sinne der Gemeinschaft bewirtschaftet werden.

Durch die Gründung einer Genossenschaft übernimmt die Hofgemeinschaft die volle Verantwortung für den Besitz und Betrieb des Hofes und schafft eine stabile, gemeinschaftliche Organisationsform für eine zukunftsorientierte Landwirtschaft.

 

Ob über die Kulturland eG, die GLS Bank oder eine selbst gegründete Genossenschaft – es gibt viele Wege, um als Gemeinschaft eine Immobilie zu erwerben und nachhaltig zu bewirtschaften, auch ohne eigenes Startkapital. Jede Option bietet einzigartige Vorteile und erfordert eine gute Planung und gemeinschaftliche Vision. Wenn ihr als Gemeinschaft überlegt, den nächsten Schritt zu gehen, lohnt es sich, zu prüfen, ob ihr wirklich bereit seid. Macht den Test: Ist unsere Gemeinschaft bereit für den Immobilienkauf?